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Fokus auf die Effizienz

In Aktuelles by Thomas LoschenHinterlasse uns einen Kommentar

Seit Jahren ist das erklärte Ziel der Europäischen Union, festgeschrieben in den Gesetzespaketen Green Deal und Farm to Fork-Strategie, die Umgestaltung von Gesellschaft und Wirtschaft hin zu Nachhaltigkeit und letztendlich Klimaneutralität. Die Landwirtschaft, die sowohl CO2-Emittent als auch Leidtragende des Klimawandels ist, muss dabei einige besonders große Aufgaben schultern. Die EU hat nämlich geplant, dass sie schon früher als andere Wirtschaftszweige klimaneutral werden und zusätzlich Aufgaben als CO2-Senker übernehmen will. Die Mineraldüngung wird dabei als eine der Stellschrauben angesehen, mit denen Treibhausgase eingespart werden können. In diesem Zusammenhang möchte die Kommission vorschreiben, die Höhe der Stickstoffverluste insgesamt zu halbieren und den gesamten Düngemitteleinsatz um 20 % zu senken, wobei um die endgültige Höhe dieser Zahlen noch gerungen wird. Diese Ziele sollen bis 2030 erreicht werden, somit also innerhalb von acht Jahren.

Jedes Kilo zählt

Das EU Nitrogen Expert Panel, kurz EUNEP, widerspricht in der Frage der pauschalen Mengenkürzung der EU-Kommission. Das EUNEP ist ein europäisches Netzwerk, in dem Experten aus Wissenschaft, Politik, Industrie und Landwirtschaft aus neun europäischen Ländern zusammenarbeiten. Die im Herbst 2014 gegründete Organisation hält einen anderen Weg für zielführender: Um Stickstoff-Verluste effektiv zu verhindern, sei es sinnvoller, die Effizienz des eingesetzten Düngers zu steigern. Mit jedem Kilo zugeführten Nährstoffs soll also eine größtmögliche Menge an Ertrag erzielt werden.
Nach Überzeugung der Experten wirkt dabei eine hohe Stickstoff-Düngermenge, die einen hohen Ertrag auf dem Feld erzielt, genauso effizient wie eine geringere N-Düngermenge, der ein niedrigerer Ertrag folgt.
Die Aufgabe, die das EUNEP hier sieht, besteht nicht darin, die Düngermenge pauschal zu senken, sondern die Wirksamkeit des ausgebrachten Düngers zu steigern. Dem kann jeder Landwirt auch angesichts der deutlich angezogenen Düngemittelpreise nur zustimmen, denn jedes Kilo zählt für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Kenngröße für die Effizienz

Sein Ziel hat das Expertengremium wie folgt formuliert: Je mehr des zugeführten Stickstoffs mit dem Erntegut wieder vom Feld gefahren wird, desto besser. Und zwar für den Landwirt und die Umwelt. Um die Effizienz von Düngemaßnahmen nun möglichst genau zu bestimmen, hat das EUNEP eine Kenngröße hierfür entwickelt: Die Stickstoff-Nutzungs-Effizienz (Nitrogen Use Efficiency) NUE. Die in Prozent angegebene Größe verrechnet den N-Input und -Output eines Systems miteinander. Ein System kann dabei sehr unterschiedliche Größenordnungen annehmen. Es kann beispielsweise ein einzelner Schlag, ein Betrieb oder auch ein ganzes Land sein.
Errechnet wird die NUE als Quotient aus dem aufgebrachten Stickstoff – inklusive mineralischer und organischer Düngung, N-Überhängen und biologischer N-Fixierung – und der vom Feld abgefahrenen Stickstoffmenge: N-Abfuhr geteilt durch N-Zufuhr mal 100 ergibt die NUE in Prozent. Zum Vergleich der bisherigen Entwicklung berechneten die EUNEP-Experten für die EU sowie die einzelnen Mitgliedsländer die NUE für die Jahre 2009 bis 2015. Dabei lag die Kennziffer im Durchschnitt dieser Zeit in der EU bei einem Wert von 64%. Genauso hoch war auch der Wert für Deutschland, Frankreich erzielte 72%.

Nach Überzeugung der Panelmitglieder sollte eine optimale NUE zwischen 75 % und 90 % liegen. Unterhalb dieser Schwelle geht zu viel des zugeführten Stickstoffs verloren, die Kulturen nehmen also zu wenig davon auf. Die Gründe für diesen Effekt können vielfältig sein. Wichtig ist: Eine zu niedrige NUE schadet sowohl der Umwelt als auch dem Betriebsergebnis. Ein Wert dagegen, der dauerhaft über 90 % liegt, wäre zwar mit effizienten Anbausystemen wie Precision Farming zu erreichen. Allerdings bedeutet dieser Wert, dass zu viel Stickstoff mit der Ernte vom Feld gefahren wird. Auf und im Boden verbleibt folglich zu wenig Stickstoff, die Folgen wären unweigerlich ein zu starker Humusabbau und der Verlust von Bodenfruchtbarkeit.

Das ganze System unter die Lupe

Wie kann nun aber die Kennzahl NUE von den derzeit durchschnittlich 64 % in Deutschland auf die erwünschte Spanne angehoben werden? Hier sind ausgefeilte Anbau- und Produktionsmethoden gefragt, für die das gesamte Anbausystem unter die Lupe zu nehmen ist. Landwirte, Industrie und Wissenschaft stehen vor der Aufgabe, alle bereits bekannten Maßnahmen zur N-Effizienz konsequent anzuwenden und unbeirrt nach neuen Stellschrauben zu suchen. Zu letzteren zählt sicher die Züchtung, die auch künftig Sorten mit hohen Stickstoff-Ausnutzungsgraden zur Verfügung stellen sollte.
Doch auch die lange bekannten, in der Praxis jedoch häufig unterschätzten Methoden der guten fachlichen Praxis tragen dazu bei, optimal gesunde und gut versorgte Pflanzen aufs oder ins Feld zu stellen, die jedes Kilo Stickstoff in Ertrag und Qualität umsetzen können. Zu diesen Maßnahmen zählt natürlich die Sicherstellung einer bestmöglichen Bodenstruktur durch schonende Bearbeitung und Kalkversorgung für einen optimalen pH-Wert ebenso wie eine bedarfs- und termingerechte Aufteilung der N-Menge.

Schwefel sorgt für Effizienz

Ein ganz wichtiges Element ist die ausgewogene Ernährung der Pflanze, also ihre Versorgung mit Haupt- und Sekundär- sowie Spurennährstoffen. Vitale, gut versorgte Pflanzen sind gesünder und widerstandsfähiger und dadurch besser in der Lage, den Stickstoff aufzunehmen und effektiv zu verarbeiten.
Dem Schwefel kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, denn Stickstoff und Schwefel sind im pflanzlichen Stoffwechsel eng miteinander verknüpft. Fehlt Schwefel, ist eine ungestörte N-Aufnahme nicht mehr möglich. Verminderte Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sowie sinkende Proteingehalte sind die Folge. Wird Schwefel dagegen je nach Bedarf der Kultur in die Düngestrategie integriert, dann steigert er die N-Ausnutzung der Pflanze und sorgt für die Produktion von hochwertigen Eiweißverbindungen.

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Thomas Loschen

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