Magnesiummangel bei Weizen

Wachstum fördern und Mängel vermeiden

In Aktuelles, Raps, Winterweizen by Thomas LoschenHinterlasse uns einen Kommentar

„Ein Landwirt, der seine Böden ohne Kenntnis der verfügbaren Mikronährstoffe düngt, gleicht einem Schiffer, der ohne Kompass auf den Weltmeeren segelt.“

Prof. Werner Bergmann, U2013

Die unsichere Verfügbarkeit und die explodierenden Energie- und Rohstoffpreise machen in jüngster Zeit die Düngung unkalkulierbar. Auch die regulatorischen Vorgaben von EU und Bundesregierung, die eine drastische Verringerung der N-Überschüsse sowie in bestimmten Gebieten eine weitergehende Minderung der Nährstoffgaben verlangen, zwingen schon länger zum Überdenken der Düngepraxis.
Für eine bestmögliche Umsetzung begrenzter Stickstoff- und Phosphatmengen in Ertrag und Qualität gilt deshalb heute mehr als je zuvor: Wie sorge ich für ein bestmögliches, ausgewogenes Nährstoff-Verhältnis? Welche Ansprüche hat meine Kultur, und was kann der Boden bereitstellen? Wie erkenne und behebe ich einen Mangel?

Altes Wissen

Natürlich ist es eine altbekannte Binsenweisheit, dass gesunde, robuste Pflanzen mit einem ausgewogenen Nährstoff-Dargebot in der Lage sind, sowohl mit Krankheiten und Schaderregern als auch widrigen Standort- und Witterungsbedingungen besser zurechtzukommen. Doch die Zusammenhänge sind schon nicht mehr allseits bekannt, sie erfordern Beschäftigung mit den Ansprüchen und Bedürfnissen von Kulturen und Sorten. Sicher kann – und muss – die Züchtung hier eine wichtige Rolle spielen: Zuchtziele wenden sich ab vom eben noch gültigen Ideal hochleistender Spezialsorten, die mit großem Dünge- und Pflanzenschutzaufwand zum Höchstertrag geführt wurden. Künftige Sorten müssen robuste Allrounder sein, die mit wechselnden Witterungsbedingen und Schaderregeraufkommen zurechtkommen müssen.
Der Landwirt ist stets bestrebt, die Pflanzen und ihre Ansprüche zu kennen, Mängel beizeiten wahrzunehmen und zu beheben, um den damit verbundenen Ertrags- und Qualitätsminderungen vorzubeugen. Denn, wie wir vom großen Lehrmeister Justus von Liebig und seinem Minimumgesetz gelernt haben: „Ein Organismus kann sich nur soweit entwickeln, wie es die knappste Ressource zulässt“.

Manganmangel bei Raps

Manganmangel bei Raps

Wie wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis?

Ein anderer großer Lehrmeister, der 2013 verstorbene Jenaer Prof. Werner Bergmann, Koryphäe der deutschen Pflanzenernährung, formulierte die Bedeutung einer ausgewogenen Düngung folgendermaßen: „Mineralstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander sind unentbehrlich für einen durch genprogrammierte Enzymaktivitäten effektiv ablaufenden Zellstoffwechsel, Grundlage für das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen.“

Mit dieser Aussage bezieht sich Bergmann nicht nur auf die seit teils schon seit Jahrhunderten bekannte Bedeutung der Makronährstoffe (N, P, S, K, Ca, Mg). Einen großen Teil seiner Forschung widmete er den als Mikronährstoffe bezeichneten essenziellen Spurenelementen Bor (B), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Mangan (Mn), Molybdän (Mo) und Zink (Zn). In diesem Zusammenhang wurde erkannt, dass die Versorgung von Pflanzen mit Mikronährstoffen faktisch nur die beiden Zustände „Mangel“ und „ausreichende Versorgung“ kennt.“. Das gilt im Besonderen für die künftigen Herausforderungen durch den Klimawandel, schließlich ist die ausreichende und ausgewogene Mikronährstoffversorgung in Verbindung mit einer sicheren K- und S-Versorgungenorm wichtig für die Trockenheits-, Frost- und vor allem Schädlingsresistenz der Pflanzenbestände. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Versorgung mit organischen Düngemitteln in den Ackerbauregionen Vorteile bietet. Makro- und Mikronährstoffe gelangen gemeinsam in die Böden..

Diagnose von Ernährungsstörungen

Die Rolle des Nährstoffzusammenspiels und eine Grundkenntnis in der Diagnose ist unentbehrlich. Zwar gibt es immer mehr digitale Hilfsmittel, die bei der konkreten Ermittlung eines Mangels helfen, auch Berater sind hier zumeist sehr gut ausgebildet. Aber das Erkennen eines möglichen Mangels ist immer der Anfang für eine spätere Diagnose und Schadensbehebung. Ganz grobe Hinweise liefert die folgende Einteilung:

Phosphormangel bei Weizen

Phosphormangel bei Weizen

Wo treten Schäden oder Verfärbungen auf?

Ältere Blätter stark betroffen:

  • eine abnorme Färbung über das Blatt verteilt weist auf N- oder P-Mangel oder SO2-Überschuss hin,
  • Randnekrosen deuten auf Salz- oder Schwermetallschäden hin,
  • eine ungleichmäßige Verteilung bzw. Flecken können durch Mg- oder K-Mangel, aber auch durch Mn- oder B-Überschuss verursacht sein.

Jüngere bis mittlere Blätter stark betroffen:

  • wächst die Endknospe weiter, könnte es sich um Mn-, Fe-, S- oder Cu-Mangel oder Schwermetallschäden handeln,
  • stirbt die Endknospe ab, deutet das auf einen Ca- oder B-Mangel hin.

Ganze Pflanze geschädigt:

  • (mit wechselndem Schwerpunkt bei älteren oder jüngeren Organen): Das deutet auf Mo- oder Zn-Mangel, gegebenenfalls auch auf N- oder P-Mangel hin.

Weitere diagnostische Hilfen und Unterstützungen existieren sowohl in Buchform als auch bild- oder textgestützt im Internet.

Über den Autor

Thomas Loschen

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