Reihendüngung braucht ein gutes Umfeld

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Viele Jahre als technologisch nachteilig Düngeapplikation angesehen, könnte die Depotdüngung mit Stickstoff zur Erreichung der Auflagen der Düngeverordnung aus der Nische heraustreten.

Die Umsetzung der Düngeverordnung erfordert auf vielen Betrieben Veränderungen.

Neben strategischen Anpassungen gibt es auch technologische Lösungsansätze. Dabei sind die Herausforderungen in den 5 NBL andere als in den westlichen bzw. südlichen BL. 450 mm, 700 mm oder bis 1.200 mm Jahresniederschlag erfordern u.a. unterschiedliche Herangehensweisen. Dabei muss weniger Niederschlag in Zukunft kein grundsätzliches Problem sein.

Herbstdüngung

Generell gilt die Begrenzung auf max. 60 kg Gesamt-N/ha oder 30 kg NH4/ha bei einer Ausbringung bis zum 01. Oktober für definierte Hauptkulturen unter bestimmten Voraussetzungen. Die Anwendung der NH4-Düngung macht nur Sinn in der Platzierung des Düngers auf Grund der hohen N-Wirkung und positiver Nebenwirkungen auf die Verfügbarkeit anderer Nährelemente. Letzteres wird besonders wirksam, wenn alle anderen Makro- und Mikronährstoffe in ausgewogener Nährstoffmenge und -verhältnissen verteilt im Boden zur Verfügung stehen.

Ammoniumdüngerbreit gedüngt unterliegen hauptsächlich einer Nitratwirkung. Platziert man sie, besteht die Möglichkeit über die direkte NH4-Aufnahme das Wurzelwachstum und das Wurzelmikrobiom vor dem Winter zu fördern incl. der besseren Aufnahme von Phosphat, Kalium und Spurenelementen. Tiefwurzelnde Pflanzen haben die besten Voraussetzungen den Winter gut zu überstehen und im Frühjahr wieder zu wachsen.

Horsch Pronto 6 DC

N-Formen sollten den Boden pH-Wert berücksichtigen

Die Düngeverordnung zielt auf einen hohen Wirkungsgrad bei der Anwendung der Stickstoffdünger. Man schaut dabei auf Nitratauswaschungsverluste bzw. gasförmige Verluste wie Ammoniak (NH3), Lachgas (N2O) und andere Stickoxide (NOx). Ob, wann und wie viel dieser Verluste eintreten, ist Teil der praktischen Acker- und Grünlandbewirtschaftung. Bodenkunde, Pflanzenernährung und Landtechnik rücken stärker in den gemeinsamen Fokus.

Kalkung und Grunddüngung bekommen eine fundamentale Bedeutung, allein schon durch die Vielzahl praktizierter Bodenbearbeitungsmaßnahmen. Es gilt die Nährstoffe gemäß den bekannten Gehaltsklassen verschiedener Nährstoffe und des pH-Wertes so zu düngen, dass optimale Werte (Gehaltsklasse C) erreicht werden. Anders ausgedrückt, Pflanzenwachstum braucht die empfohlenen Nährstoffverhältnisse und nicht die Anwesenheit von Nährstoffmengen in den Gehaltsklassen A, B oder D und E. Die zusätzliche Betrachtung des Unterbodens und seiner Nährstoffsituation wird für die Pflanzen an Bedeutung zunehmen. Pflanzen verdursten nicht, es ist der Hunger der Wurzeln und seines Mikrobioms nach Nährelementen. Trocknet der Boden an der Oberfläche aus, ist die Nährstoffsituation im Unterboden ertragslimitierend.

Der pH-Wert als Richtwert unterstützt die Entscheidung für die passende Stickstoffform. Für niedrige pH-Werte empfehlen sich nitrathaltige Dünger und bei hohen pH-Werten ammoniumbetonte Dünger. Hintergrund ist der biologische Prozess der Nitrifikation. Je höher der pH-Wert umso besser sind die Nitrifikationsbedingungen. Darum spricht man allgemein auch von einer Nitraternährung der Pflanzen. Das gilt für Stickstoffdünger die breit verteilt auf der Bodenoberfläche ausgebracht werden. Stabilisierte Dünger „bremsen“ die Nitrifikationsgeschwindigkeit, liefern den Stickstoff den Pflanzenwurzeln mehr in der Nitratform als in Form von Ammoniumstickstoff.

Werden NH4-Dünger in den Boden platziert, besteht die Möglichkeit den Anteil der Nitraternährung zugunsten der Ammoniumernährung zu reduzieren. Auch hier ist der Boden pH-Wert zu berücksichtigen. Neben der Nitrifikationsgeschwindigkeit werden um das Düngerkorn mehr oder weniger Nährstoffe durch den unterschiedlichen lokalen pH-Wert freigesetzt und pflanzenverfügbar. Das ist positiv bei den zu lösenden Phosphaten und Spurenelementen, negativ bei den Schwermetallen. Eine gute Kalkversorgung der Böden mit Ca und Mg schützt vor Schwermetallen, fördert über den pH-Wert hinaus die Bodenstruktur für das am Standort richtige Luft-/Wasserverhältnis für reichhaltige bodenbiologische Prozesse wie z.B. die Nitrifikation. Sehr gute Boden pH-Werte sind die Basis um strategisch unsere Böden an Humus stabil zu halten und unsere Böden für Niederschläge empfänglich zu machen.

10 Injektionsmaschinen machten sich vor ca. 20 Jahren auf den Weg anders den Stickstoff zu düngen und erfolgreich zu sein. Die wenigsten Dienstleister und Landwirte berücksichtigten diese Zusammenhänge. Der Ausgang ist bekannt.

Pflanzen wissen was sie wollen

Hätten unsere Kulturpflanzen die natürliche Wahl, dann entschieden sie sich für optimale standortangepasste Nährstoffaufnahmen. Stickstoff aus der Mineralisation unserer Böden steht den Pflanzen zunächst als Amid- bzw. Ammoniumstickstoff zur Verfügung. Die Technologie der N-Ausbringung steuert mehr in die Richtung einer Nitrat- oder Ammoniumernährung der Pflanzen. Wie gut es klappt richtet sich nach bodenphysikalischen und -biologischen Bedingungen, die sich am pH-Wert jedes Standortes durch Bodenuntersuchungen ersehen lassen.

Unter trockenen Standortbedingungen kann eine funktionierende NH4-Ernährung ohne Kationenantagonismen eine bis 14 Tage längere Vegetation ermöglichen.

s auf die Aufnahme der N-Form durch Pflanzen aus einem Angebot von NH4NO3; Quelle: RAUHE, RÜBENSAM, 1964 nach PRJANISCHNIKOW

Einfluss des Boden pH-Wertes auf die Aufnahme der N-Form durch Pflanzen aus einem Angebot von NH4NO3; Quelle: RAUHE, RÜBENSAM, 1964 nach PRJANISCHNIKOW

Tiefendüngung hat ein anderes Ziel als die Unterfußdüngung

Verglichen mit der Unterfußdüngung im Mais verfolgt die Tiefendepotdüngung einen anderen Ansatz. Bei der Unterfußdüngung, ähnlich der Kontaktdüngung, geht es darum, dem Keimling in unmittelbarer Nähe einen Startpool an Nährstoffen bereit zu stellen. Bei der Tiefendepotdüngung lässt man den Keimling begrenzte Zeit „hungern“. Ziel ist hier das Wurzelwachstum bestmöglich zu fördern. Die Reihendepots sollten eine Tiefe von 15 – 25 cm erreichen und können in die Zwischenreihe oder auch jede zweite Zwischenreihe abgelegt werden.

Im Kartoffelanbau wird die Ammoniumernährung mittels der ALL-IN-ONE Technologie seit Jahren mit Erfolg praktiziert.

Die Ablage von NH4-Düngerdepots in größere Tiefen bringt weitere Vorteile:

  • Die Stabilität des NH4-Stickstoffes erhöht sich ab Mindesttiefen von ca. 17 cm auf Grund der ab hier sehr geringen biologischen Bodenaktivitäten.
  • Das Wurzelwachstum ist in die Bodentiefe gerichtet und folgt der Bodenfeuchte weg von der trockenen Bodenoberfläche.
  • Tief wurzelnde Pflanzen bilden ein gut verzweigtes Wurzelnetz mit mehr Wurzelexsudaten für bodenbiologische Prozesse, die wiederum die Aufnahme von anderen Nährelementen fördern.
  • Ein Kationenantagonismus von NH4 mit Ca, K, Na oder Mg ist durch die räumliche Trennung zu vernachlässigen.
  • pH-Wert Änderungen im Boden sind kleinräumig auf das Depot begrenzt.

Breitverteilung oder Depotdüngung

Körnermaisversuche Freiburg/Breisgau (2017)

Schlag
Nr.
Ackerzahl/
Bodenart
Düngung breit
100 % N *
Depotdüngung
80 % *
dt/ha
(86 %TS)
%TS
Ernte
dt/ha
(86 %TS)
rel. ** %TS
Ernte
1 78-82 / L 3 127 69,9 136 107 70,9
2 63-91 / sL 123 77,4 142 115 77,9
3 87 / L-sL 146 77,4 154 105 76,5
4 84 / sL 135 76,4 141 104 76,0
5 84 / sL 137 74,0 139 101 73,4
6 89 / L 112 75,9 120 107 74,6
7 80 / sL 123 75,2 130 105 75,2
Mittelwert 129 75,2 137 106 74,9
* Düngeberechnung nach Düngeverordnung 2017 (LEL/LTZ Augustenberg);   Schlag 1-3: Vorlage 27 kg N/ha mit Grunddüngung (DAP) + SSA   Schlag 4-7: Vorlage 31 kg N/ha mit Grunddüngung (DAP) + stabilisierter Harnstoff ** Düngung breit = 100 %

Auf einen Blick

  • Mit der Tiefendepotdüngung können N-Verluste verringert und die Düngeeffizienz verbessert werden.
  • Versuche zeigen bei gleichen Körnermaiserträgen eine Reduzierung der N-Menge um 20 % durch Depotdüngung.
  • Nitrat- und/oder Ammoniumernährung erfordern unterschiedliche Nährstoffbedingungen (u.a. pH-Wert) im Boden.
  • Neue Technikentwicklungen ermöglichen die technologische Ausweitung auf mehr Kulturarten.

Autor: Andreas Böbe

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