Optimaler Zwischenfruchtanbau erweitert die Fruchtfolge und verbessert die Bodenfruchtbarkeit

In Aktuelles, Raps by Richard RatterHinterlasse uns einen Kommentar

Der Boden ist der wichtigste Produktionsfaktor in der Landwirtschaft. Dessen Schutz und der Erhalt seiner Leistungs- und Ertragsfähigkeit ist daher die zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe durch Förderung einer nachhaltigen Landbewirtschaftung. Dabei gilt der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit als unverzichtbare Grundlage für eine wirtschaftlich erfolgreiche und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Ein Rückblick in die Vergangenheit

Bereits unsere Vorfahren wussten, dass die Bodenfruchtbarkeit endlich ist. Auswirkungen der mangelnden bzw. nachlassenden Bodenfruchtbarkeit waren z.B. der Wanderfeldbau sowie der Raubbau an bzw. das Ausmergeln von Ackerböden. Folgen dieser Fehlentwicklung und Misswirtschaft waren das Auftreten großer Hungersnöte und Kriege. Ende des 19. Jahrhunderts war der kontinuierliche Nährstoffentzug auf Ackerflächen in Europa teils so groß, dass Acker- und Waldböden nur noch wenig ertragsfähig bzw. bereits unfruchtbar waren. Dies führte dazu, dass die Nahrungsmittelproduktion die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln nicht mehr decken konnte.

Justus von Liebig, ein deutscher Chemiker und Universitätsprofessor in Gießen und München

Als einer der ersten namhaften Wissenschaftler erkannte Justus von Liebig die Notwendigkeit zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und formulierte seinen Leitsatz, dass dem Boden das zurückgegeben werden müsse, was ihm die Ernteprodukte entziehen. Seit dieser Zeit erhält die Landwirtschaft wesentliche Unterstützung aus Wissenschaft und Technik, um die Bodenfruchtbarkeit auf lange Sicht zu gewährleisten und die Ertragsfähigkeit der Böden für Nahrungsmittel zu erhalten.

Erweiterung der Fruchtfolge

Bereits seit der Antike werden Felder nach einem bestimmten Anbausystem bearbeitet. Dabei spielt der Anbauwechsel von humusmehrenden Blattfrüchten (z.B. Zuckerrübe oder Raps), humuszehrenden Halmfrüchten (z.B. Getreide) sowie die Einhaltung von Anbaupausen eine wichtige Rolle. Fruchtfolgen sind in der modernen Landwirtschaft jedoch keine starren Anbausysteme, sondern können flexibel auf die jeweiligen Betriebsansprüche angepasst werden. Dabei sind u.a. die kontinuierliche Zufuhr organischer Substanz, Kalke, eine reduzierte bzw. konservierende Bodenbearbeitung und die Erweiterung der Fruchtfolge wesentliche Stellschrauben für eine hohe Leistungsfähigkeit von Ackerböden.

Eine Fruchtfolge ist jedoch auch weit mehr als nur die zeitliche Anbaufolge von Nutzpflanzen auf einem bestimmten Feld. Vielfältige bzw. breite Fruchtfolgen haben z.B. auch eine phytopathogene sowie eine unkrautregulierende Wirkung. Zudem nutzen Fruchtfolgen positive Vorfruchteffekte auf die Folgekultur aus. Darüber hinaus sorgen sie für eine erhöhte Biodiversität von Ackerflächen und wirken nachweislich lebensraum- und standortverbessernd.

Eine verbesserte Fruchtfolge verhindert Nährstoffauswaschungen

Der Zwischenfruchtanbau stellt eine solche fruchtfolgeverbessernde Maßnahme dar und ist eine der wichtigen Agrarumweltmaßnahmen im modernen Pflanzenbau. Besonders bei einem erhöhten Austrag organischer Substanz aus dem landwirtschaftlichen Stoffkreislauf kann der Zwischenfruchtanbau ein wichtiger Beitrag zur Humusneubildung sein. Zusätzlich zu steigenden Humusgehalten, fördern Zwischenfrüchte die biologische Aktivität, binden Pflanzennährstoffe und wirken sich positiv auf Boden und Grundwasser aus. Der Einsatz von Zwischenfrüchten sorgt zudem für einen ausgewogeneren Nährstoffkreislauf und kann Nährstoffüberschüsse ausgleichen bzw. verhindert die Nährstoffauswaschung auf Ackerböden.

Auch der Standort ist ein wichtiger Faktor

Um die ganze Bandbreite positiver Eigenschaften des Zwischenfruchtanbaus optimal ausnutzen zu können, müssen jedoch auch weitere Faktoren wie Zwischenfruchtmischung, Saattermin, Saatbettvorbereitung und Bodenbearbeitung berücksichtigt werden. Dabei spielt auch der Einfluss von Witterungsparametern wie Niederschlagsmengen oder Temperaturverläufen in der jeweiligen Vegetationsphase eine wichtige Rolle. Aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen aber auch aus boden- und gewässerschutztechnischen Gründen ist jedem Landwirt zu empfehlen, sich für eine unter seinen Standortverhältnissen geeignete Form des Zwischenfruchtanbaus zu entscheiden.

Organischer Kohlenstoff wichtig für Bodenfruchtbarkeit

Weltweit zählen Böden zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern unseres Ökosystems. Bei reduzierter Bodenbearbeitung sind Böden in der Lage, große Mengen von atmosphärischem Kohlenstoff aufzunehmen und zu binden. Damit werden Böden nicht nur vom Klima beeinflusst, sondern beeinflussen in ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher auch im erheblichen Maße das Klima selbst. Böden mit der höchsten Speicherwirkung sind die Moore, gefolgt von Grasland, Wald- und Ackerböden. Sichtbar wird der zunehmende Kohlenstoffgehalt der Böden (Humus) an regenstabilen Bodenkrümeln durch ganzjährige Mikroorganismentätigkeit.

Bodenschutz und Bodenbearbeitung

Der Zwischenfruchtanbau hat auch eine erosionsschützende Wirkung, da er für eine längere bzw. ganzjährige Phase der Bodenbedeckung sorgt und so dem Austrag von Bodenpartikeln entgegenwirkt. Des Weiteren ist auch die Art der Bodenbearbeitung für den Gehalt von organischem Kohlenstoff von Bedeutung. So sind die Verluste von organischem Kohlenstoff im Boden beim Pflügen deutlich höher als bei einer pfluglosen Bodenbearbeitung. Damit wirkt sich eine reduzierte Bodenbearbeitung ebenfalls vorteilhaft auf den Gehalt organischen Kohlenstoffs im Boden aus.

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Richard Ratter

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