Die Situation wie wir sie derzeit erleben, war in dieser Form noch nie dagewesen. Rekordinflation und stark volatile Agrarmärkte treffen auf immer extremere Wetterszenarien. Grundsätzlich betrachtet werden dadurch aber nicht die Zusammenhänge zwischen Düngung und Ertragspotenzial außer Kraft gesetzt. Vor allem durch die Witterungsextreme der letzten Jahre kommen immer mehr Fragen auf, inwieweit man das Ertragspotenzial des Bodens stabilisieren kann. Das Thema Bodenfruchtbarkeit und Ertragsunterschiede durch inhomogene Schläge – wenn es um effiziente Maßnahmen der Verbesserung geht – ist mit vielen Fragezeichen behaftet. So lange wir Nährstoffe mit der Ernte unserer Ackerkulturen abfahren, müssen wir diese auch wieder zurückführen um hochwertige Nahrungsmitteln mit wertvollen Inhaltsstoffen zu erzeugen. Daher ist und bleibt die Düngung unabdingbar.
Bodenfruchtbarkeit: Nachhaltigkeit ist möglich
Erstmal stellt sich die Frage was alles den Ertrag beeinflusst. Wichtige Punkte sind die Bodenfruchtbarkeit, Standorteigenschaften und zuletzt Managemententscheidungen. Die Erträge schwanken in Abhängigkeit von der Bodenart, vom Bodentyp und der Witterung. Dazu kommt der Zustand des Bodens. Denn die optimale Bodenstruktur ist fundamental für eine gute Durchwurzelbarkeit. Verdichtete Böden können nicht nur bei Starkniederschlägen mit Staunässe reagieren. Denn dadurch sind sämtliche Prozesse im Boden gestört und verlangsamt. Beispielsweise auch die Umsetzung von organischem Material und die Nährstoffversorgung durch mangelnde Mineralisationsfähigkeit. Oft nicht direkt in Verbindung gebracht, hängen auch die Ausbreitung von Unkräutern mit Missständen im Boden zusammen. So genannte Zeigerpflanzen können sowohl auf eine mangelhafte Bodenstruktur als auch auf Nährstoffungleichgewichte hinweisen.
Für Wachstum braucht jede Pflanze Nährstoffe, die bei der Ernte dem Boden entzogen werden. Kontinuierlich verliert der Nährstoffe. Sodass schon nach wenigen Ernten ein erheblicher Mangel an Nährstoffen bestehen kann. In den vergangenen Jahrzenten konnten wir auch durch den züchterischen Fortschritt in Kombination mit Düngung die Erträge kontinuierlich steigern. Nun stehen wir vor einem Wendepunkt. Bei mangelhafter Düngung lässt die Fruchtbarkeit der Äcker nach. Die Folge sind schlechter werdende Ernten. Merkmale der Pflanzen sind schwaches Wachstum sowie eine schlechte Entwicklung der Blüten, Blätter und Wurzeln. Auch ist eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten zu verzeichnen. Vor allem in Zeiten hoher Nährstoffpreise gewinnen so genannte Bodenhilfsstoffe und N-Sammelnde Produkte mehr und mehr an Bedeutung. Bei der Frage, ob ein solcher Einsatz sinnvoll ist, muss stark differenziert und die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinterfragt werden. Denn das versprochene „Nutrient-Mining“ ohne Rückfuhr von zumindest der abgefahrenen Menge an Nährstoffen kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die vor allem bei Nährstoffen wie Phosphor in Zeiten einer strikten Düngeverordnung nur schwer wieder korrigiert werden können. Zudem wird fälschlicherweise oftmals damit geworben, dass wir nur durch das Mineralisieren von geogen vorhandenem Ausgangsgestein und Humus unsere Pflanzen ernähren könnten. Das jedoch je nach Gesteinsart die Verwitterung tausende Jahre benötigt und Humusaufbau auch nur mit Nährstoffzufuhr funktioniert, bleibt oft außer Acht. Zudem benötigt auch das Bodenleben Futter, um aktiv arbeiten und für eine gute Mineralisationsleistung sorgen zu können.
Begrenze Fläche – bei wachsender Weltbevölkerung
Versorgungssicherheit im Abwärtstrend
Die tatsächliche Bedeutung des Düngens für die Landwirtschaft ist vielen in der Bevölkerung nicht bewusst und die Erinnerungen an die Zeiten der grünen Revolution sind verblasst. Jedoch: Ohne Düngung ist die regelmäßige Versorgung mit nährstoffreichen Lebensmitteln nicht zu gewährleisten, vor allem bei der immer größer werdenden Weltbevölkerung. Erst mit ausreichender Nährstoffversorgung erhält der Boden seine Fruchtbarkeit, die zu besserem Wachstum, höheren Erträgen und höherwertigen Produkten führt. Das kann durch Mineraldünger und auch in Kombination mit organischen Dünger geschehen. Allerdings gilt, die optimale Menge ist entscheidend. Eine möglichst exakte bodennahe Verteilung, entsprechend den Nährstoffbedürfnissen der Pflanzen ist notwendig.
Doch was können wir tun?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, seinen Boden genauer zu erforschen. Bodenanalysen beispielsweise können den Blick schärfen. Hier gibt es eine Vielzahl von differenzierten Verfahren. Bedauerlicherweise sind in vielen Fällen die Ergebnisse nicht eindeutig aussagekräftig, z.B. darf Nährstoffgehalt nicht immer mit der Nährstoffverfügbarkeit gleichgesetzt werden. Eine korrekte Probennahme ist genauso wichtig wie das Verständnis für die Deutung der Ergebnisse. Die Standardbodenuntersuchung auf Phosphor, Kali und Magnesium gilt als das Standardverfahren. Zudem die Nmin Beprobung, die vor allem durch die Düngeverordnung immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. In diesem Punkt muss allerdings unterschieden werden, dass die ausgewiesenen Gehalte potenziell sind und von der tatsächlichen Nährstoffverfügbarkeit abweichen können. Denn weitere Faktoren beeinflussen die Gehalte. Eine suboptimale Bodenstruktur – verursacht durch Schadverdichtungen – kann die räumliche Verfügbarkeit stark beeinträchtigen. Selbst wenn die Gehalte der Bodenuntersuchung hoch sind, kann die Aufnahme nur eingeschränkt erfolgen. Die Ursachen hierfür sind gestörte Transportwege des Massenflusses und der Diffusion. Für die Nährstoffe, die durch direkten Kontakt mit der Wurzel aufgenommen werden ist eine eingeschränkte Durchwurzelbarkeit eine herbe Verringerung des erschließbaren Nährstoffpotenziales was zwischen den Kluten unerreichbar bleibt.
N/S – nur gemeinsam stark
Oftmals ist nicht die höchste Düngemenge entscheidend, viel mehr müssen die ausgebrachten Verhältnisse stimmen. In direkter Korrelation stehen hierbei Stickstoff und Schwefel. Auf Böden mit carbonathaltigen Ausgangsgestein in Trockengebieten kann der pH Wert infolge des kapillaren Aufsteigen von Calcium aus dem Unterboden ansteigen. Im Boden liegt der Schwefelgehalt oftmals weit unter 1 % und dabei besonders organisch gebunden und als Gips (CaSO4). Beide Bindungsformen sind erstmal nicht pflanzenverfügbar und der organische Anteil muss erst in Sulfat umgesetzt werden. Da Stickstoff und Schwefel gemeinsam benötigt werden, sollten diese möglichst zusammen ausgebracht werden. Bestenfalls als direkt verwertbares Sulfat, denn nur damit können Pflanzen den am meisten ertragslimitierenden Faktor Stickstoff voll verwerten.
Susanne Reichert (Landesarbeitskreis Düngung – LAD Bayern)