Gips

5 Fakten, die Gipsdüngung im neuen Licht erscheinen lassen

In Aktuelles by Richard RatterHinterlasse uns einen Kommentar

Gips, d.h. Calciumsulfat (CaSO4), wird verwendet, wenn der Ca-Gehalt des Bodens erhöht werden soll, ohne gleichzeitig den pH-Wert des Bodens zu beeinflussen. So lautet eine weit verbreitete Düngeempfehlung. Doch was ist dran an dieser pauschalen Empfehlung? Die Suche nach Antworten wirft unweigerlich einige Fragen auf: Ist Gips eine ausreichend schnelle Schwefelquelle? Wie lange dauert es tatsächlich, bis der im Gips enthaltene Schwefel pflanzenverfügbar ist? Und hat Gips eine ähnliche strukturbildende Wirkung wie klassischer Kalk? Wir sind diesen Fragen nachgegangen und lassen die Fakten sprechen.

Gips ist keine leicht verfügbare Schwefelquelle

Um der Pflanze direkt zu Vegetationsbeginn eine schnell verfügbare Schwefelquelle zur Verfügung zu stellen, ist Gips auf den meisten Standorten nicht geeignet. Insbesondere körnige Produkte sind zum Teil schwer wasserlöslich und benötigen größere Niederschlagsmengen bis zur vollständigen Auflösung. Als Faustregel kann für granulierte Gipsdünger mit 6-8 Wochen bis zur Verfügbarkeit gerechnet werden. Bei Trockenheit kann die Wirkungsverzögerung auch bis zu 6 Monaten betragen. Die Löslichkeitsversuche haben gezeigt, dass sich Domogran, also (NH4)2SO4, mit 754 g/l um ein Vielfaches besser löst als Gips mit 2,6 g/l. Ebenso zeigt die Leitfähigkeitsmessung, wie lange die verschiedenen Schwefeldünger bis zur vollständigen Auflösung benötigen (siehe Grafik). Im Boden wird die Löslichkeit von zahlreichen weiteren Faktoren beeinflusst, wie z.B. der Bodenfeuchte.

Gerade in Zeiten geringer nutzbarer Feldkapazität (nFK) sind schnell und gut lösliche Dünger wie Domogran entscheidend im Vorteil.

Schwefeldünger ist nicht gleich Schwefeldünger

Im Zusammenhang mit der Rauchgasentschwefelung sind die Schwefeleinträge aus der Luft in den letzten Jahrzehnten so stark zurückgegangen, dass eine Schwefeldüngung bei fast allen Ackerkulturen unverzichtbar ist. Doch Schwefel ist nicht gleich Schwefel. An sich liegt er nur in Form von Sulfat vor. Auf den ersten Blick enthält auch Gips (CaSO4) Sulfatschwefel, der aber durch die Bindung an Calcium je nach Witterung und Bodenparametern nicht direkt löslich ist.

Eine weitere Form des S-Düngers wäre elementarer Schwefel. Dieser muss jedoch erst vierfach zu pflanzenverfügbarem Sulfatschwefel oxidiert werden, was bis zu 26 Wochen dauert. Elementarer Schwefel ist daher als zuverlässige S-Quelle während der Vegetationsperiode ungeeignet.

Kein Einfluss auf den pH-Wert

Der pH-Wert ist entscheidend für die Verfügbarkeit vieler Nährstoffe. Ist er zu hoch oder zu niedrig, werden Nährstoffe fixiert und stehen somit den Pflanzen nicht zur Verfügung. Durch die gezielte Auswahl von Düngemitteln kann der pH-Wert des Bodens und damit die Verfügbarkeit der Nährstoffvorräte im Boden gesteuert werden. Bei zu hohen pH-Werten werden zur kurzfristigen Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit in der Regel sauer wirkende N-S-Dünger eingesetzt. Liegt der pH-Wert hingegen unter dem standorttypischen Optimum, ist bekanntlich eine Kalkung erforderlich. Das Zusammenwirken dieser reaktiven Düngemittel mit Kalken kann auf vielen Böden als Nährstoffbooster wirken. Gips kann in beiden Fällen keine Abhilfe schaffen, da er den pH-Wert weder erhöht noch senkt.

Beispiel: P-Alterung

Insbesondere beim Phosphor ist die sogenannte P-Alterung – also die P-Fixierung als Calciumphosphat – auf vielen Böden ein Problem. Vor allem zur Lösung der fixierten Phosphate müssen reaktive Düngemittel eingesetzt werden. Bei hohen pH-Werten sollten saure Düngemittel gewählt werden, um Calciumphosphat zu lösen. Ist der Boden eher im sauren Bereich, hilft in der Regel nur eine Kalkung, die die Freisetzung von Aluminium und Eisen verhindert und der Zersetzung der Tonminerale entgegenwirkt. Dieses Zusammenspiel bringt viele Vorteile und entlastet die Arbeitsspitzen. Bei guter Befahrbarkeit ermöglicht die klassische Stoppelkalkung die Ausbringung des Kalks. So hat der Kalk genügend Zeit, sich in die Bodenstruktur einzuarbeiten. Während der klassischen Stickstoffdüngung zur Vegetation ist es vorteilhaft, Schwefel kombiniert auszubringen, da die Aufnahme korreliert.

Gipsdüngung verbessert die Bodenstruktur nicht

Der Calciumanteil im Gips reicht nicht aus, um die bei der klassischen Kalkung angestrebte nachhaltige „Flockung“ des Bodens zu erreichen. Die bodenstrukturbildende Wirkung kann nur mit Kalkdüngern in entsprechender Menge erreicht werden, die über eine Kalkungsberechnung ermittelt werden sollte. Insbesondere die gewünschte Kartenhausstruktur für eine gute Befahrbarkeit der Flächen kann nur durch eine ausreichende Belegung der Austauscher mit zweiwertigen Kationen erreicht werden. Gips hat in den empfohlenen Mengen keine dauerhafte strukturbildende Wirkung. Es wird kein freier Kalk gebildet und die Bodenkrümel werden nicht stabilisiert. Eine nachhaltige Strukturbildung kann daher durch Gipsgaben nicht gewährleistet werden, da ohnehin kein strukturwirksamer Carbonatanteil geliefert wird. Kalkverluste durch Pflanzenentzug und Düngung können somit nicht ersetzt werden.

Ökonomisch fragwürdig

Gerade in Zeiten hoher Nährstoffpreise und unsicherer Agrarmärkte muss hinter jeder Maßnahme ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen. Die Gipsdüngung liefert weder schnell verfügbaren Schwefel noch kann sie Kalkverluste ausgleichen. Die Wirtschaftlichkeit von Düngemitteln ist daher immer genau zu prüfen. Insbesondere bei Kalken hängt die Transportwürdigkeit stark von der Entfernung zur Lagerstätte und vom Herkunftsort ab. Bei der Auswahl des geeigneten Schwefeldüngers sollten generell die Schwefelform und weitere Nährstoffe kalkuliert werden

Unser Fazit

  • Gips ist keine schnelle Schwefelquelle und eignet sich nicht für eine direkte Verfügbarkeit zum Vegetationsbeginn.
  • Schwefeldünger ist nicht gleich Schwefeldünger, und Gips enthält Sulfatschwefel, der nicht immer sofort pflanzenverfügbar ist.
  • Gips hat keine Auswirkung auf den pH-Wert des Bodens und kann weder den pH-Wert erhöhen noch senken.
  • Gipsdüngung verbessert nicht die Bodenstruktur und hat keine langfristige strukturwirksame Wirkung wie klassischer Kalk.
  • Die ökonomische Wirksamkeit der Gipsdüngung ist fragwürdig, da sie weder schnellen Schwefel liefert noch Kalkverluste ausgleichen kann. Die Kosten-Nutzen-Faktoren sollten sorgfältig abgewogen werden.

Diese Fakten sollen wichtige Informationen zur Gipsdüngung liefern und den Landwirten und Landwirtinnen helfen, fundierte Entscheidungen im Zusammenhang mit Bodennährstoffen und Düngemitteln zu treffen.

Über den Autor

Richard Ratter

Hinterlasse einen Kommentar